Russulaceae 2023
Bestimmungsliteratur: Sarnari (Russula in Europa), Gröger 2014, Einhellinger 1985, Marxmüller (Russlarum Icones), Funga Nordica (2-bändig, FN), Bresinsky A.: Russula-Bestimmungsschlüssel in Regenburger Mykologische Schriften 18 (2018), für Lactarius Gröger 2014, Fungi of Northern Europe Vol.2 (FNE2) und Fungi Europaei 7 (FE7) sowie Flora Agaricina Neerlandica 7 (FAN7 2018).
Die Mikrofotos der Sporen entstanden aus Abwurfpräparaten in Melzers.
Nr. 1: Lactarius flavopalustris Kytöv.
Zur Bestimmung: Vgl. KYTÖVUORI, I. 2009: Two new Lactarius species, L. flavopalustris and L. flavoaspideus, in Fennoscandia. – Karstenia 49: 19–31. Es gibt Abweichungen zur Originalbeschreibung (Sporen dort größer und schlanker, Mykorrhiza mit Laubbäumen, Birke).
Funddaten: 14.09.2023; MTB 8533-1-2-3, 1075 m; D-By-Landkreis Garmisch-Partenkirchen, Gemeinde Krün, Klais, Kranzbach; Bergmischwald (Fichte, Tanne, Buche) über Mur-, Verschwemmungs- oder Bachablagerung (Tonstein (dunkelgrau), Kalk- und Mergelkalkstein-Bänke); am Waldrand bei Fichte und jungen Buchen auf einer Moorwiese, gesellig (6 Fk);
Hut: bis 7,8 cm breit, Rand glatt, schleimig und klebrig, gelb, schwach konzentrisch gezont, alt am Rand schwach durchscheinend gestreift;
Stiel: bis 5 x 1,7 cm, irregulär zylindrisch, bisw. gefurcht, bald hohl und innen bräunlich verfärbt, basal deutlich zugespitzt, schleimig und klebrig, cremegelb, etwas blasser gelb als der Hut;
Lamellen: habituell schwach herablaufend, aber gerade angewachsen, gedrängt, cremefarben bis cremebeige;
Fleisch: cremeweiß, im Stiel im Hohlraum bald bräunlich, im Stiel extrem wässrig; fast mild, nicht unangenehm, minimal pikant, etwas nussig;
Geruch: angenehm obstig;
Milch: weiß, eher spärlich, am Fleisch lila verfärbend; schwach adstringierend, mäßig bitter, kaum scharf;
Mikromerkmale vom Exsikkat:
HDS: deutlich 3-schichtig mit gelb pigmentierter Epikutis, farbloser Subkutis und wie gemauertem, ebenfalls farblosem Hypoderm; Epikutis ca. 150-200 µm dick und homogen grünlichgelb pigmentiert, Zellen in den obersten Lagen 2-4 µm breit, gelb pigmentiert, oft nur in Bruchstücken vorhanden, meist horizontal aber auch aufsteigend, in eine gelatinöse Matrix eingebettet; in den unteren Lagen etwas breiter und mit grünlichgelben Inkrustationen; Subkutis aus gestreckten dickwandigen ca. 5-10 µm breiten, farblosen Zellen; Hypoderm wie gemauert, Zellen (sub)isodiametrisch, dickwandig, farblos, ca. 16-34 µm breit;
Makrozystiden (an und in der Nähe der Schneide): schlank spindelig, mucronat, ca. 42-85 x 6-8;
Pleuromakrozystiden: eher spärlich, leicht kollabierend, 61-88 x 8-13 µm;
Basidien: 4-sporig, ca. 39-52 x 9-12;
Sporen: subglobos bis breit ellipsoid, Ornament sehr variabel, oft schütter, insgesamt, gratig-warzig, weder zebriert noch netzig, besteht aus groben, oft auch langen Graten, dicken Warzen und feinen Graten, sporadisch auch mit ganzen Maschen, bis ca. 1 µm hoch; Maße: 7,2 x 6,2 (6,3-8,0 x 5,6-6,9), Q=1,16 (1,08-1,27), 30 Sp. vom Abwurf gemessen;
Nr. 2: Lactarius zonarius (Bulliard) Fries
Zur Bestimmung: Unkritisch.
Funddaten: 30.09.2023; MTB 7735-1-4-2, 495 m; Koordinaten: 11° 33' 55,59'' E, 48° 15' 43,22'' N; D – By – Landkreis München, Gemeinde Oberschleißheim, Berglholz; Mischwald (Eiche, Linde, Kiefer, Hainbuche, Fichte, Ahorn) über würmzeitlichen Schmelzwasserschottern; zwischen großer Linde und großer Eiche; gesellig (4 Fk);
Hut: bis 7,5 cm breit, trichterig vertieft mit herabgezogenem und eingerolltem Rand, am Hutrand flaumig weiß behaart, sonst glatt, ockergelb bis honiggelb, auch mit hell orangebräunlichen Tönen, nur angedeutet gezont, stark wasserfleckig;
Stiel: bis 6,5 x 2,8 cm, massiv, innen hohl, weiß bis cremefarben mit sandgelben Gruben;
Lamellen: Herablaufend, gedrängt, nur sporadisch gegabelt, nicht queraderig, cremefarben bis beige;
Fleisch: cremeweiß, nach 10 Min. noch ohne Verfärbungen, nach 15-20 Min. mit sehr blass orangerosalicher Verfärbung, Schnittfläche am Stiel über Nacht vergraut;
Milch: eher spärlich, weiß, unveränderlich und sehr scharf;
Geruch: schwach obstig;
Mikromerkmale vom Exsikkat:
HDS: Ixocutis, im pigmentierten Teil ca. 100 µm dick, Epicutishyphen in der obersten Lage 2,5-4 µm breit, stark verquollen, teils gelifiziert, intakte diffus gelb pigmentiert, sporadisch auch inkrustiert, teils auch aufragend und mit zylindrischen Endzellen; Hyphen in der Subcutis dicht verwoben und intakt, kaum breiter als in der Epicutis;
Pleuromakrozystiden: schlank spindelig bis subzylindrisch, apikal mukronat oder moniliform, mit lichtbrechendem Inhalt, 47-57 x 5-7 µm;
Basidien: 4-sporig, lang und schlank, 44-60 x 10 µm;
Sporen: breit ellipsoid; Ornament warzig-gratig, besteht aus dicken, oft zu mehreren verschmelzenden Warzen und eher kurzen dicken Graten, seltener feinen Graten, die gelegentlich auch ganze Maschen bilden, meist ca. 0,5 µm, maximal bis 1 µm hoch; Maße: 7,4 x 6,1 (6,9-8,2 x 5,6-6,5), Q=1,21 (1,11-1,33), 30 Sp. vom Abwurf gemessen;
Nr. 3: Lactarius azonites (Bull.) Fr.
Zur Bestimmung: Makroskopisch aufgrund der weißen Stiele ziemlich klar. Mikroskopisch ungewöhnlich scheinen mir die exorbitant großen Sporen (1,7 µm länger als bei der Kollektion 2019-01). Das Ornament mit den eher schmalen Graten passt allerdings gut.
Funddaten: 15.10.2023; MTB 8133-2-4-3, 610 m, Koordinaten: 11° 17' 44,93'' E, 47° 51' 30,28'' N; D – By – Landkreis Weilheim-Schongau, Gemeinde Bernried am Starnberger See, Bernrieder Park; Laubmischwald über würmzeitlichem Geschiebemergel (Sand und Kies), bei Eiche und Buche in der Wiese; gesellig (4-5 Fk); verges. mit L. acerrimus;
Hut: 4-5,7 cm breit, gewölbt bis ausgebreitet, lederig feinsamtig und trocken, nicht runzelig, ziemlich einheitlich rußgrau, jung dunkler, später etwas aufgehellt, schwach „wolkig“;
Stiel: bis 5,5 x 1,4 cm, basal schwach verjüngt, weißlich, auf Druck orangerosa verfärbend, anfangs ohne Grautöne;
Lamellen: gedrängt, stark untermischt, vor allem am Grund niedrig queraderig und sporadisch mit Anastomosen, cremegelb bis cremebeige;
Fleisch: siehe Schnittbild; nach wenigen Minuten rosa verfärbend;
Geruch: schwach kokosartig (schwächer als bei L. pterosporus);
Milch: weiß, an der Luft nicht verfärbend, bei Eintrocknen an den Lamellen pinkrosa verfärbend;
Geschmack: Milch schärflich, aber nicht nachhaltig scharf;
Sporenpulver: frisch cremegelb, trocken ockergelb (ca. IVa);
Mikromerkmale vom Exsikkat:
Basidien: 4-sporig (wg. Sporengröße geprüft);
Sporen: breit ellipsoid bis subglobos, Ornament aus sehr variabel groben, teils isolierten, oft auch zusammenfließenden Warzen und durchgehenden feinen bis groben, teils verzweigten oder gewinkelten Graten, die gelegentlich ganze Maschen bilden, im Gesamtbild aber nicht netzig, sondern warzig-gratig, im Umriss kräftig spitzstachelig, Ornament meist 1-1,5 µm hoch, selten auch knapp über 1,5 µm, Plage amyloid (grauer Fleck); Maße: 8,9 x 8,1 (8,1-10,0 x 7,2-8,7), Q=1,09 (1,01-1,17), 30 Sp. vom Abwurf gemessen;
Nr. 4: Russula recondita Melera & Ostellari (= R. pectinatoides ss. Einhellinger)
Zur Bestimmung: Nach Melera et al. (2016) sind die eher mediterran verbreitetet R. praetervisa und R. recondita (ersetzt R. pectinatoides in Mittel-Europa) nicht sicher durch die Sporeneigenschaften trennbar. Meine eigene Kollektion von R. praetervisa aus der Toskana hatte viel stärker gratige Sporen. Kibby (2017) hat seine englischen Kollektionen R. praetervisa genannt, zeichnet aber auch Sporen mit sehr feinem Ornament mit deutlichen Verbindungen.
Funddaten: 29.07.2023; MTB 7934-4-4-1, 655 m; 11° 28' 10,23'' E, 48° 1' 10,53'' N; D – By – Landkreis München, Gemeinde Forstenrieder Park, Baierbrunn, Naturwald; alter Buchenwald über risszeitlicher Moräne; bei alter Buche in der Laubstreu; gesellig (2 Fk);
Hut: bis 6 cm breit, im Zentrum deutlich vertieft, am Rand kammartig gerieft, schwach klebrig, im Zentrum beige bis olivbeige, zum Rand hin heller creme- bis elfenbeinfarben;
Stiel: bis 4,5 x 1,2 cm, basal verjüngt, cremweiß, direkt an der Basis braun bis kupferrötlich gefleckt, glatt;
Lamellen: gerade angewachsen, gedrängt, cremefarben;
Fleisch: cremeweiß, im Stiel gekammert;
Geruch: obstig, eher angenehm;
Geschmack: Lamellen komplett mild, nussig; Fleisch mild mit eher unangenehmem Beigeschmack;
KOH (40%): an der Stielbasis blass orangebräunlich, aber nicht feuerrot wie bei R. insignis;
FeSO4 (Kristall, gerieben am Stiel): sandgelb;
Guajak: nach 10-15 Sekunden intensiv türkisgrün;
Sporenpulver: frisch IIa-IIb, trocken IIc;
Mikromerkmale vom Exsikkat:
HDS: Haare schlank, bisw. divertikuliert (mit kurzen fingerigen Auswüchsen), ohne erweiterte Basalabschnitte, wenig verzweigt, Endzellen apikal schmal abgerundet bis fast spitz; Dermatozystiden einzellig, schlank, meist spitz zulaufend und apikal oft kurz abgeschnürt; in der Tiefe finden sich auch Fragmente sehr langer, unseptierter Zellen, die wie Dermatozystiden aussehen;
Sporen: breit ellipsoid; Ornament isoliert warzig, aus feinen bis groben stumpfkegeligen Warzen. die bisw. zu kurzen Graten verbunden sind, ohne längere Grate und völlig ohne Maschen, Plage ganz schwach amyloid, im Gesamteindruck isoliert warzig, 0,5-1 µm hoch; Maße: 7,6 x 5,6 (6,4-8,4 x 4,8-6,3), Q=1,28 (1,20-1,38), 20 Sp. vom Abwurf in Melzers gemessen;