Psathyrellaceae 2023
Zur Bestimmung in der Gattung Psathyrella wurden im Wesentlichen die Schlüssel und Artbeschreibungen von Örstadius in FNE6, Funga Nordica bzw. Örstadius 2015 sowie von Gröger (2014) verwendet. Die Mikrofotos zeigen - sofern nicht anders angegeben - Präparate in KOH.
Nr. 1: Coprinellus saccharinus (Romagn.) P. Roux, Guy García & Dumas
Zur Bestimmung: Mit Gröger (2014) geschlüsselt. Durch die Kombination aus mitraförmigen Sporen und fehlenden Seten am Stiel festgelegt.
Funddaten: 12.08.2023; MTB 8237-4-3-4, 822 m; 11° 56' 59,56'' E, 47° 42' 15,47'' N; D-By-Landkreis Miesbach, Gemeinde Fischbachau, Rechenau, kurz vor der Krugalm; Bergmischwald (Fichte, Tanne, Buche, Bergahorn) über würmzeitlicher Moräne; am Stammgrund einer lebenden Esche, aber vermutlich am Wurzelwerk eines abgestorbenen Bergahorn unmittelbar daneben; stark büschelig (ca. 100 Fk);
Hut: steil kegelig bis walzenförmig, bis 2,5 cm hoch und reif bis 3 cm breit, jung komplett weißlich glimmerig bereift;
Stiel: bis 10,5 x 0,4 cm, basal stark büschelig verwachsen, cremeweiß, auf ganzer Länge bereift, Bereifung aus kurzen Härchen und kleinen Flöckchen, +/- deutlich überstehend (mikroskopisch prüfen, ob das Setae sind), in der unteren Hälfte eher bepudert;
Lamellen: extrem gedrängt, stark weißflockig;
Geruch: unauffällig;
im Übrigen siehe Fotos!
Mikromerkmale vom Exsikkat:
Kaulozystiden: trotz der Bereifung nur ganz sporadisch zylindrische Kaulos gesehen, in einem 2. Präparat völlig fehlend (oben untersucht), jedenfalls keine Seten vorhanden;
Cheilozystiden: dicht gedrängt an der Schneide, sphaeropedunculate (gestielt kugelig) bis breit ellipsoid, meist nur mit kurzem Stielchen; sehr variabel im Durchmesser; Schnallen fehlend; ca. 35-105 x 21-74;
Pleurozystiden: mäßig zahlreich, groß und blasig; ca. 36-60 µm im Durchmesser;
Basidien: 4-sporig; Schnallen fehlend;
Sporen: in Aufsicht mitraförmig und basal konisch, in Seitenansicht schlank ellipsoid, deutlich abgeplattet, sehr variabel in der Größe; Maße: lateral 8,8 x 5,2 (7,8-9,8 x 4,8-5,6), Q=1,70 (10 gemessen); frontal 9,0 x 6,0 (7,7-10,2 x 5,3-6,4), Q=1,50 (10 gemessen); insgesamt 8,9 x 6,0 x 5,2 µm;
Nr. 2: Coprinopsis nivea (Pers.: Fr.) Readhead, Vilgalys & Moncalvo
Zur Bestimmung: Mit Gröger (2014) geschlüsselt. Unkritisch.
Funddaten: 26.10.2023; 9° 45' 32,98'' E, 44° 27' 52,69'' N; ca. 690 m; Italien, Emilia Romagna, Borgo val Taro, Localita Case Copelato; auf einer Pferde-Waldweide; lockerer, eher junger Eichenbestand über Kalk; auf Pferdedung; gesellig (an mehreren Stellen in kleinen Grüppchen);
Hut reif bis knapp 2 cm breit, im Übrigen siehe Fotos!
Mikromerkmale vom Exsikkat:
Velumzellen: globos bis subglobos, im Durchmesser 51-67 µm; Begleitzellen (Trägerhyphen oder HDS?) schlank zylindrisch und stark divertikuliert;
Cheilozystiden: sehr voluminös, klobig, bauchig fusoid, schlank sackartig, ca. 66-143 x 28-48;
Pleurozystiden: wie die Cheilos, nur spärlicher;
Basidien: 4-sporig, ca. 23-35 x 13-14; keine Schnallen gesehen, im Subhymenium und an den Pseudoparaphysen sind aber kleine Schnallen vorhanden;
Sporen: frontal subglobos, limoniform oder gedrungen submitraförmig, zum Apex hin meist erweitert und bisw. schwach eckig, deutlich abgeplattet, lateral ellipsoid, KP ca. 1,5 µm breit, Maße frontal: 15,3 x 12,2 (14,5-16 x 11,5-14,5), Q=1,25 (10 gemessen), in Seitenansicht meist unter 10 µm breit;
Nr. 3: Psathyrella impexa (Romagn.) Bon (ss. Örstadius)
Zur Bestimmung: Mit FNE6 geschlüsselt. Durch Sequenzanalyse (ITS) bestätigt.
Funddaten: 26.09.2023; MTB 8135-4-1-3, 730 m; Koordinaten: 11° 35' 27,49'' E; 47° 49' 42,43'' N; D-By-Landkreis Bad-Tölz/Wolfratshausen, Gemeinde Bad Tölz, Kogl, westlicher Zeller Wald; Mischwald (Fichte, Tanne, Buche) über Würmmoräne; am Hang an relativ offener Stelle mit Polytrichum Moos bei Tanne und Buche, terrestrisch auf Erde, ohne ersichtlichen Holzkontakt; gesellig (3 Fk);
Hut: bis 1,8 cm breit, kegelig mit abgerundetem Scheitel, glatt bis schwach runzelig, ca. bis zur Mitte schwach durchscheinend gestreift, graubraun, hygrophan, vom Scheitel her ausblassend; jung bis zum Scheitel mit weißen Velumflocken besetzt und am Hutrand vom Velum zahnartig behangen;
Stiel: bis 4 x 0,2 cm, basal gleichdick, cremeweiß, im oberen Drittel grob bereift, jung dicht wollig beflockt, später schütterer beflockt oder verkahlend;
Lamellen: aufsteigend und breit angewachsen, normal gedrängt, graubraun, Schneiden weißflockig und nicht rötlich unterlegt;
Fleisch: siehe Schnittbild;
Geruch: nicht signifikant;
Mikromerkmale vom Exsikkat:
Lamellenschneide: dominiert von dicht gedrängten Cheilozystiden; Parazystiden eher unauffällig; Cheilozystiden lageniform bis bauchig fusoid, apikal schmal abgerundet bis subakut, Maße: 28-46 x 11-13, im Mittel 41 x 12 µm, Q=3,5 (15 gemessen);
Pleurozystiden: lageniform, apikal schlank und subakut, am Hals manchmal wellig, dünnwandig (Wände höchstens ganz schwach verdickt), Maße: 50-59 x 12-17, im Mittel 54 x 14 µm, Q=3,8 (15 gemessen);
Basidien: 4-sporig, mit Schnallen;
Sporen: länglich, Farbe in Wasser 2,5YR5/6 bräunlich orange bis 5YR5/8 trüb orange, in NH3 dunkelbraun, in KOH dunkelgrau, KP deutlich, zentral, ca. 1,5 µm breit; Maße: 9,3 x 5,0 (8,9-10,2 x 4,8-5,3), Q=1,87 (1,76-2,00), 30 Sp. aus dem Velum in Wasser gemessen;
Nr. 4: Typhrasa gossypina (Bull.: Fr.) Örstadius & E. Larss.
Zur Bestimmung: Mit FNE6 geschlüsselt und durch Sequenzanalyse (ITS) bestätigt. Die in Ammoniak gut sichtbaren großen Öltropfen in den Hymenialzystiden sind in KOH nur schemenhaft oder gar nicht zu sehen. Scheint zumindest in Bayern selten zu sein (nur 1 Fundpunkt in Nordbayern kartiert!).
Funddaten: 28.09.2023; MTB 7934-4-1-1, 620 m; Koordinaten: 11° 25' 51,4'' E, 48° 2' 46,32'' N; D – By – Landkreis München, Gemeinde Forstenrieder Park; Sukzessionswald (Eiche, Linde, Hainbuche, Buche, Birke mit eingestreuten alten Kiefern) über würmzeitlichen Schmelzwasserschottern; in Verbindung mit vergrabenem Nadelholz (Äste des vormaligen Fichtenwaldes), aber nicht direkt am Holz verankert, sondern "lose" ansitzend; gesellig (6 Fk);
Hut: bis 5 cm breit, flach gewölbt bis ausgebreitet, ohne Buckel, anfangs glatt, später stark radialrunzelig, am Scheitel warm ockerbraun, sonst etwas kühler olivbraun, hygrophan, bis auf den Scheitel sandgelb verblassend; anfangs mit spärlichen faserigen Resten des Gesamtvelums; Hutrand anfangs durch häutiges Teilvelum mit dem Stiel verbunden, dann vom weißen Velum lange gesäumt und bald zahnradartig behangen;
Stiel: bis 6,5 x 0,7 cm, basal gleichdick, cremeweiß, apikal fein bereift, sonst banal längsfaserig, im unteren Viertel cremebeige überlaufen;
Lamellen: schwach aufsteigend und breit angewachsen, gedrängt (ca. 40-48 erreichen den Stiel), graubraun; Schneiden weißlich abgesetzt und nur sehr fein flockig, nicht rötlich unterlegt;
Fleisch: siehe Schnittbild;
Geruch: nicht signifikant;
Sporenpulver: dunkel schokoladenbraun;
Mikromerkmale vom Exsikkat:
Lamellenschneide: von dicht stehenden Cheilozystiden dominiert, Parazystiden aber zahlreich und mittelgroß; Cheilozystiden überwiegend bauchig fusoid und mukronat oder rostrat, bisw. auch mit längerem Hals und dann lageniform, apikal immer sehr schmal abgerundet, basal variabel, gestielt bis abgestutzt, mit einem großem öligem Tropfen, Maße: 35-61 x 10-14, im Mittel 46 x 12 µm, Q=3,8;
Pleurozystiden: sehr zahlreich, überwiegend bauchig fusoid und mukronat oder rostrat, oft mit verbogenem Rostrum, selten auch etwas abgeschnürt, apikal immer sehr schmal abgerundet bis subakut, basal variabel, gestielt bis abgestutzt; der ölige Tropfen löst sich in KOH offenbar auf; Maße: 53-73 x 12-15, im Mittel 58 x 13 µm, Q=4,4;
Basidien: 4-sporig, mit Schnallen;
Sporen: ellipsoid, nur selten subphaseoliform, in Aufsicht ovoid und breiter als im Profil, in H2O mittelbraun 5YR5/8 („dull orange“ ss. FNE), in Ammoniak schokoladenbraun, in KOH dunkelgrau, KP deutlich, ca. 1 µm breit, Maße: 7,7 x 4,7 (7,2-8,3 x 4,3-5,2), Q=1,65 (1,49-1,79), 30 Sp. vom Abwurf gemessen, teils in H2O, teils in KOH, wobei sich die Maße nicht unterscheiden;
Nr. 5: Psathyrella marquana A. Melzer, Wächter & Kellner
Zur Bestimmung: Sequenz (ITS): 99,36% Übereinstimmung (3 bp, 1 gap Diff.) mit dem Holotypus von P. marquana AM1693 (Vgl. Melzer 2018 - "Zur Kenntnis der Psathyrella spadiceogrisea - Gruppe, Teil II". ZMykol 84/1, S. 22f).
Funddaten: 30.09.2023; MTB 7735-1-4-4, 495 m; Koordinaten: 11° 34' 3,65'' E, 48° 15' 39,75'' N; D – By – Landkreis München, Gemeinde Oberschleißheim, Berglholz; Mischwald (Eiche, Linde, Kiefer, Hainbuche, Fichte, Ahorn) über würmzeitlichen Schmelzwasserschottern; am Rand eines Laubholzstumpfs; terrestrisch, aber in Verbindung mit morschem, vergrabenem Holz, gesellig bis dichtbüschelig (ca. 50 Fk), verges. mit Coprinellus disseminatus;
Hut: bis 3 cm breit, anfangs glockig, dann bis flach gewölbt, schwach gebuckelt, trocken und glatt, anfangs rehbraun, extrem stark hygrophan, am Scheitel lange ockerbraun, sonst rasch beige verblassend, nicht runzelig und ohne Rosatöne; am Hut ohne Velumreste, Hutrand anfangs durch cortinaartiges, weißes Teilvelum mit dem Stiel verbunden und dann kurz vom rasch vergänglichen Velum behangen;
Stiel: bis 8 x 0,4 cm, basal gleichdick, cremeweiß, apikal bereift, längsfaserig;
Lamellen: schwach aufsteigend und breit angewachsen, gedrängt (32-40 erreichen den Stiel), anfangs cremebeige, dann dunkel graubraun, Schneiden fein weißflockig, nicht rötlich unterlegt;
Fleisch: siehe Schnittbild;
Geruch: nicht signifikant;
Mikromerkmale vom Exsikkat:
Lamellenschneide (in der Mitte): von dicht gedrängten Cheilozystiden dominiert, dazwischen gut differenzierte kleine bis mittelgroße Parazystiden;
Cheilozystiden: überwiegend utriform mit breit abgerundetem Apex, seltener bauchig fusoid; Maße: 31 x 11 (25-41 x 10-13), Q=2,9, 20 Zystiden gemessen;
Pleurozystiden: bauchig fusoid oder (sub)utriform, bisw. mit abgesetztem breitem Hals, apikal oft subcapitat erweitert und immer breit abgerundet, basal abgestutzt oder kurz gestielt, selten länger gestielt, dünnwandig, Maße: 41 x 11 (29-49 x 9-15), Q=3,6, 20 Zystiden gemessen;
Basidien: 4-sporig, mit Schnallen, 22-26 x 8;
Sporen: lateral überwiegend phaseoliform, frontal sackförmig bis ovoid mit flach gerundeter Basis, Keimporus deutlich und gut 1 µm breit, Farbe: in Wasser 7,5YR 7/6 (yellowish brown), in KOH mittelgrau, steingrau; Maße: lateral 7,6 x 4,4 (6,9-8,7 x 4,0-4,9), Q=1,73 (1,53-1,95), 20 vom Abwurf gemessen; frontal 7,4 x 4,9 (6,8-8,5 x 4,5-5,3), Q=1,52 (1,42-1,67), 20 vom Abwurf gemessen; gesamt 7,5 x 4,9 x 4,4 µm (Länge x Breite/frontal x Breite/lateral);
Nr. 6: Parasola leiocephala (P.D. Orton) Redhead & al.
Zur Bestimmung: Mit FN, Gröger und Szarkandy et al. (2017, The genus Parasola: phylogeny and the description of three new species) bestimmt.
Funddaten: 26.09.2023; MTB 8135-4-1-3, 730 m; Koordinaten: 11° 35' 27,49'' E; 47° 49' 42,43'' N; D-By-Landkreis Bad-Tölz/Wolfratshausen, Gemeinde Bad Tölz, Kogl, westlicher Zeller Wald; Mischwald (Fichte, Tanne, Buche) über Würmmoräne; am Wegrand am Fuß eines großen Baumstumpfs, scheinbar terrestrisch, aber teils kleinen Holzstückchen ansitzend; gesellig (5 Fk);
Hut: aufgeschirmt bis 3,3 cm breit, jung walzenförmig, dann steil kegelig mit abgeflachtem Scheitel, unterhalb des Scheitels stark längsfurchig, frisch lebhaft ockerbraun mit leichtem Orangeton, dann rasch vergrauend, am Scheitel dauerhaft ockerbraun, darunter mit stark ausgeblasster Zone und so reift dreifach konzentrisch gezont, erst ganz zuletzt aufschirmend und nicht zierfließend, sondern welkend bis faulend;
Stiel: bis 5,5 x 0,25, basal gleichdick, cremeweiß;
Lamellen: frei, gedrängt, graubraun, marmoriert; Schneiden weißflockig;
Fleisch: Stiel hohl.
Geruch: nicht signifikant;
Mikromerkmale vom Exsikkat:
HDS: hymeniform, ohne Haare;
Lamellenschneide: steril, mit utriformen oder bauchig-fusoiden Cheilozystiden;
Basidien: 4-sporig;
Sporen: 6-eckig mitriform bis fast herzförmig, stark abgeplattet, in Seitenansicht ellipsoid, mit vorgewölbtem ca. 1,5-2 µm breitem, +/- zentralem Keimporus, schokobraun (im Lamellenpräparat sehr blass und offenbar unreif), Maße (in Aufsicht): 11,0 x 8,5 (9,2-13,1 x 7,7-9,3), Q=1,30 (1,13-1,46), 20 Sp. am Hut gemessen, in Seitenansicht ca. 6,2-6,8 µm breit;