Gomphales 2022

Alle Ramaria-Aufsammlungen wurden mit den Schlüsseln aus der Monographie von Joseph Christan (2008) bestimmt. Franchi & Marchetti 2021 (I Funghi clavarioidi in Italia) wurden ebenfalls konsultiert. Die Messungen und Mikrofotos beruhen auf Exsikkatmaterial. Gewebeuntersuchungen erfolgten in Kongorot/NH3, die Sporenornamente wurden in Baumwollblau analysiert.
Die geografischen Koordinaten (sofern angegeben) wurden anhand einer interaktiven Luftbildkarte näherungsweise ermittelt.

Nr. 1: Ramaria botrytis (Pers.: Fr.) Bourdot

Zur Bestimmung: Wiederfund vom letzten Jahr. Damals als R. botrytis bestimmt. Nochmal eine Probe mitgenommen zum Vergleich der Sporenmaße, die bei dieser reiferen Kollektion in der Tat auch etwas größer ausfallen.

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Funddaten: 01.09.2022; MTB 8533-1-2-3, 1080 m; D-By-Landkreis Garmisch-Partenkirchen, Gemeinde Krün, Klais, Kranzbach; Bergmischwald (Fichte, Tanne, Buche) über quartären Mur-, Verschwemmungs- oder Bachablagerungen; am Waldrand auf der Wiese bei Buche, Tanne und Fichte; gesellig (4 Fk);
Fk: Spektakulär! Riesig, absolut perfekte Fk in allen Altersstadien. Mikromerkmale vom Exsikkat: Sporen: schlank spindelig mit Hilardepression, gestreift, Maße: 13,8 x 5,0 (12,4-14,5 x 4,4-5,4), Q=2,77 (2,48-3,18), 20 Sp. im Astpräparat gemessen;

Nr. 2: Ramaria cf. pseudoflava Franchi & Marchetti

Zur Bestimmung: Mit Christan (2008) als R. flava var. scandinavica zu schlüsseln, wenngleich die Sporen für diese Art grenzwertig kurz geraten sind. Mit dem Schlüssel in Franchi&Marchetti (2021) käme man auf R. barenthalensis oder R. pseudoflava, wobei erstere Sporen mit breit gerundetem und oft etwas abgeschnürtem Apex aufweisen sollte. Zweitere wiederum sollte acantho-dendroide Zellen im Strunkfleisch aufweisen, die ich aber nicht gefunden habe. F&M verwerfen offenbar R. flava var. scandinavida aufgrund dessen, dass der Typus sich als Mischkollektion herausgestellt hat. Bis auf die fehlenden Acanthos im Strunk und den etwas zu großen Fk passt dieser Fund am ehesten zu R. pseudoflava, vor allem aufgrund von Sporenmorphologie und Basalmyzel.

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Funddaten: 27.08.2022; MTB 8331-4-1-1, 1110 m; Koordinaten: 10° 56' 1,16'' E, 47° 38' 46,9'' N; D – By – Landkreis Weilheim-Schongau, Gemeinde Wildsteig; Bergmischwald (Fichte, Tanne, Buche, Bergahorn) über rhenodanubischem Flysch (hier Hangablagerung unterhalb von Piesenkopfformation, Kalk- bis Kalkmergelstein und Tonmergelstein); bei Fichte, gesellig (2 Fk), verges. mit Albatrellus confluens;
Fk: stattlich, ca. 11 cm breit und 13 cm hoch, Strunk verzweigt, weit herauf glatt, basal weißlich, weiter herauf blass sandgelb, Äste mit durchgehend gelben Farben, Astspitzen leuchtend gelb; Fleisch cremeweiß, im Strunk nicht, in den Ästen schwach marmoriert, nirgends auffällig gelatinös; Mikromerkmale vom Exsikkat: Hymenium: mit Schnallen; Strunkfleisch: Hyphen dickwandig, mit Schnallen; keine acantho-dendroiden Zellen gesehen; Basalmyzel: Hyphen nicht gelatinös, innen glatt, außen mit länglichen kristallinen Auflagerungen, Schnallen vorhanden; gelbe Thromboplere vorhanden, keine ancantho-dendroiden Zellen gesehen; mit polymorphen Kristallansammlungen; Sporen: spindelig bis subzylindrisch, oft mit schwach ausgeprägter Hilardepression, apikal meist schmal gerundet, ohne Einschnürung in Apexnähe, im Umriss glatt, in BWB mit warzig-wulstigem, flachem, oft fast parallel angeordnetem Ornament, Maße: 9,9 x 4,0 (9,3-10,6 x 3,5-4,2), Q=2,50 (2,37-2,70), 20 Sp. im Astpräparat gemessen;

Nr. 3: Ramaria flavoides Schild

Zur Bestimmung: Nach Franchi & Marchetti wäre das aufgrund des stark gelatinösen Fleisches die var. abentonensis, die in der ITS-Region zu über 99% übereinstimmt.

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Funddaten: 03.09.2022; MTB 8337-2-4-4, 1020 m; Koordinaten: 11° 59' 12,85'' E; 47° 39' 24,14'' N; D-By-Landkreis Miesbach, Gemeinde Bayrischzell, Niederhoferalm; Mischwald (Fichte, Tanne, Buche) über würmzeitlicher Moräne; bei Fichte und Buche; einzeln;
Fk: ca. 10 cm hoch und 8 cm breit; Strunk schlank, schon weit unten mit Ästen, weißlich; Äste warm gelb, ziemlich glitschig; Astgabelungen überwiegend V-förmig; Fleisch im Strunk stark marmoriert, in den Ästen gelatinös; Mikromerkmale vom Exsikkat: Basalmyzel: Hyphen mit dickem Gelmantel umhüllt, stark gelifiziert, Schnallen fehlend oder selten; Hymenium: Basidien mit Schnallen; Asttrama: mit Schnallen; Sporen: subzylindrisch oft mit Hilardepression, im Umriss deultich rau, mit warzig-wulstigem Ornament; Maße: 10,2 x 4,5 (9,3-11,1 x 4,3-4,9), Q=2,28 (2,02-2,56), 20 Sp. im Astpräparat gemessen;

Nr. 4: Ramaria flavescens R.H. Petersen

Zur Bestimmung: R. formosa unterscheidet sich durch stärker lachsrosa Astfarben, U-förmig Astgabeln, kreideartig brüchiges Exsikkatfleisch und breitere Sporen.

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Funddaten: 13.10.2022; Koordinaten (grob geschätzt): 11° 5' 48,88'' E; 46° 27' 27,42'' N; 1160 m; Italien, Südtirol, Castelfondo, Forcella di Brez; Mischwald über Kalk; bei Fichte und (weiter entfernt) Tanne; einzeln;
Fk ziemlich groß mit langem Strunk und deutlichen lachsrosa Farben in den Ästen, Astenden gelb; Astgabelungen U- und V-förmig; Mikromerkmale vom Exsikkat: Basalmyzel: Zellen glatt, nicht gelifiziert, teilweise mit kleinen kristallinen Auflagerungen; Schnallen häufig, oft als große Lochschnallen ausgebildet; mit polymorphen Kristallansammlungen; Acanthos und Thromboplere vohanden; Basidien: mit Schnallen; Sporen: subzylindrisch bis fusoid, oft mit Hilardepression, im Umriss deutlich rau, mit warzig-wulstigem Ornament; Maße: 9,7 x 4,4 (8,8-10,3 x 3,8-4,7), Q=2,23 (2,04-2,42), 20 S. im Astpräparat gemessen;

Nr. 5: Ramaria stricta (Pers.: Fr.) Quél.

Zur Bestimmung: Überwiegend in Laubstreu gewachsene Kollektion

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Funddaten: 22.10.2022; Koordinaten: 11° 24' 38,18'' E, 47° 54' 36,55'' N; D – By – Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, Gemeinde Wolfratshausen, Burgholz; Laubmischwald (Buche, Eiche, Linde) über würmzeitlicher Moräne; bei großen Buchen in der Laubstreu, teils auch auf vergrabenen morschen Holzstückchen, viele Fk in langer Reihe;
Fk ca. 5 cm hoch und 5 cm breit, Strunk stark unterteilt und dadurch schwach differenziert, Äste ockergelb, mehrfach verzweigt, überwiegend mit U-förmigen Gabelungen, Astspitzen heller gelb; Rhizomorphen cremefarben, eher zart; Mikromerkmale vom Exsikkat: Rhizomorphen: Hyphensystem dimitisch, aus generativen, dünnwandigen Hyphen und Skeletthyphen, Erstere mit Schnallen; Letztere oft mit kleinen rosettenförmigen Kristallen besetzt; dazu auch lose Ansammlungen von größeren polymorphen Kristallen; ampulliforme Septenübergänge und gelbe rundliche Tromboplere vorhanden; Asttrama: aus teils dünnwandigen, teils dickwandigen (bis 1 µm) generativen Hyphen, ohne Skeletthyphen; mit Schnallen; Hymenium: Basidien 4-sporig, mit Schnallen; Sporen: ellipsoid bis subzylindrisch, im Umriss schwach rau, mit in Kongo deutlich sichtbarem warzigem Ornament, apikal bisw. mit einer Art Keimporus (?); Maße: 7,9 x 4,0 (7,0-8,8 x 3,6-4,4), Q=1,97 (1,82-2,20), 20 Sp. im Astpräparat gemessen;