Boletaceae 2022

Nr. 1: Butyriboletus roseogriseus (Šutara, M. Graca, M. Kolarík, V. Janda & M. Kríž) Vizzini & Gelardi 2014

Zur Bestimmung: Makroskopisch ziemlich klar. B. fuscoroseus wächst in wärmebegünstigten Laubwäldern und hat Rottöne am Stiel. B. subappendiculatus blaut nicht oder nur ganz schwach und hat keine Rosatöne am Hut. Die HDS-Mikroskopie ist für mich mangels Vergleichsmaterial nicht eindeutig (für mich zum Teil deutlich inkrustierte Hyphen, wie für B fuscoroseus beschrieben). Reife Sporen sind Mangelware bei dem Teil. Vgl. Šutara et al. (2014) – Contribution to the study of genus Boletus, section Appendiculati: Boletus roseogriseus sp. nov. and neotypification of Boletus fuscoroseus Smotl. Czech Mykology 66(1): 1-37.

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Funddaten: 16.07.2022; MTB 8135-4-4-1, 720 m; D – By – Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, Gemeinde Sachsenkam, Kirchsee; Mischwald (Tanne, Buche, Fichte) über würmzeitlicher Moräne; bei mittelgroßen Tannen und (weiter entfernt) Buche;
Hut: bis 6,5 cm breit, fast halbkugelig, feinst samtig und trocken, im Zentrum oft felderig aufreißend (areolat), am Rand mit deutlichen Rosatönen, sonst lederbraun bis olivbraun mit graulicher Überreifung, Fraßstellen orange; Stiel: bis 9,5 x 3 cm, zylindrisch, im unteren Drittel bisw. schwach spindelig erweitert, basal ausspitzend und wurzelnd, im oberen Drittel leuchtend gelb, zur Basis hin blasser hellgelb bis cremegelb, ohne Rottöne, an berührten Stellen schwach blau verfärbend, mit etwa bis zur Mitte reichendem Netz mit nach unten hin zunehmend langgestreckten Maschen, das etwa ab der Mitte in eine schwache Streifung ohne Maschen übergeht; Basalmyzel variabel weiß bis gelb; Röhren: bis 7 mm lang, am Stiel schwach ausgebuchtet, leuchtend gelb, im Schnitt streifig (nicht komplett) blauend; Poren: jung sehr fein, leuchtend gelb, auf Druck blaugrün verfärbend; Fleisch: im Hut hellgelb, im Stiel cremeweiß, in der Stielbasis bräunlich, im Schnitt im Hut und ganz oben in der Stielrinde sofort mittelstark blauend, sonst ohne Verfärbung; Geschmack: mild; Mikromerkmale vom Exsikkat: HDS: Trichoderm aus relativ schmalen Zellen, Zellen teilweise mit diffusem olivgelbem Pigment, teils glatt, teils ziemlich grob und deutlich quergestreift inkrustiert (auch an farblosen Zellen); Hymenium: klar unreif, nur mit wenigen entwickelten Sporen;

Nr. 2: Suillellus mendax (Simonini & Vizzini) Vizzini, Simonini & Gelardi

Zur Bestimmung: Nach René Jarling (2015) ist der mittlere Sporenquotient das einzig zuverlässige Trennungsmerkmal zwischen S. luridus und mendax. Vizzini et al. (2014) betonen auch im Rahmen der Originalbeschreibung in einer Vergleichstabelle dieses Merkmal. Um sicherzugehen, dass die beim Abwurfpräparat beobachtete starke Streuung der Q-Werte nicht durch ein Plattdrücken der Sporen durch das Deckglas bewirkt wurde, habe ich eine Kontrollmessung am Röhrenpräparat durchgeführt, das tatsächlich etwas homogenere, aber nur wenig schlankere Sporenmaße ergeben hat. Die Ergebnisse kann man letztlich nur als intermediär zwischen beiden Arten interpretieren. Die mittleren Längenmaße liegen deutlich näher bei S. mendax, die mittleren Breitenmaße deutlich näher bei S. luridus, der Q-Wert vom Abwurfpräparat entspricht eher S. luridus, der vom Röhrenpräparat eher S. mendax. Makroskopisch entspricht die Kollektion ziemlich genau dem, was als typsich für S. mendax beschrieben wird: eher schmächtige Fk mit zylindrischem Stiel, starke Rottöne im Hut, eine nur im oberen Stieldrittel ausgeprägtes grobes Netz, das dann in eine Beflockung übergeht sowie recht dunkelrote Stielfarben (nur an der Spitze orangegelb).

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Funddaten: 29.09.2022; MTB 8034-2-2-1, 590 m; Koordinaten: 11° 28' 26,6'' E, 47° 59' 37,39'' N; D – By – Landkreis München, Gemeinde Baierbrunn, Schäftlarn; Buchenmischwald (Buche, Fichte, Ahorn) über Rutschmasse (Schmelzwasserschotter); bei alten Buchen in der Laubstreu; gesellig (4 Fk); verges. mit Russula acrifolia und Cortinarius luhmannii;
Hut bis 7,5 cm breit, bei feuchter Witterung intensiv weinrot; Stiel schmächtig, bis 7,5 x 1,2 cm, zylindrisch, mit grobem, teils gleichfarbigem, teils schwärzlich verfärbtem Netz, das etwa bis zur Hälfte des Stiels oder auch ein bisschen weiter herabläuft und dann Flocken übergeht, an der Spitze orangegelb, nach unten zu immer dunkler und düsterer; Röhrenboden orange; Fleisch in der Stielbasis weinrot, im Hut im Schnitt cremerosa, dann sofort blauend; Mikromerkmale vom Exsikkat: Sporen: schlank fusoid, oft mit Hilardepression, im Q-Wert stark streuend, weshalb auf eine strikt zufällige Auswahl der gemessenen Sporen besonders geachtet wurde; Maße: 13,7 x 5,7 (11,7-15,7 x 5,1-6,3), Q=2,38 (1,98-2,91) 30 Sp. vom Abwurf gemessen; Kontrollmessung am Röhrenpräparat: 13,9 x 5,6 (11,9-15,6 x 4,9-6,3), Q=2,49 (2,25-2,77), 30 Sp. gemessen;

Nr. 3: Xerocomellus cisalpinus (Simonini, H. Ladurner & Peintner) Klofac

Zur Bestimmung: Mit Klofac & Greilhuber (2018) geschlüsselt. Die kaum aufreißenden Hüte sind wohl eher untypisch für die Art. Das starke Blauen am und im Stiel, die Stielfarben (oben gelb, unten rot) und die schlanken längsrippigen Sporen sprechen aber trotzdem stark für X. cisalpinus.

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Funddaten: 04.09.2022; MTB 7935-3-3-2, 620 m; Koordinaten: 11° 31' 44,9'' E; 48° 1' 24,81'' N; D-By-Landkreis München, Gemeinde Grünwalder Forst, Sauschütt; Mischwald (Eiche, Buche) über Lösslehm; bei alten Eichen und jüngeren Buchen; gesellig (ca. 8 Fk);
Hut: bis 6,5 cm breit, polsterig gewölbt, alt am Rand oft hochgeschlagen, geschlossen körnelig-samtig, bei keinem Fk aufreißend, olivbraun, Fraßstellen überwiegend rosa; Stiel: bis 6,5 x 1 cm, apikal auch breiter, von der Spitze zur Basis allmählich verjüngt, dezent längsstreifig (aber nicht gefurcht), im oberen Drittel zitronengelb, in der Mitte schmutziger gelb mit dezenten bräunlichen oder rötlichen Verfärbungen, im unteren Drittel weinrot geflammt und fein gepustelt, auf Druck sofort blauend; Basalmyzel cremefarben, stellenweise auch gelb; Poren: hellgelb, auf Druck schwach blauend; Röhren: gelb; Fleisch: im Hut cremefarben bis cremegelb, oft mit maximal 2 mm breiter rosa Zone unter der Huthaut, im Stiel gelb, in der Basis ohne rötliche Pünktchen, stattdessen oft mit rot verfärbten Frasstellen; im Hutfleisch kaum blauend, im Stiel langsam und schwach bis intensiv blauend, vor allem im unteren Drittel; Mikromerkmale vom Exsikkat: HDS (in Hutscheitelnähe): eher trichodermal mit ziemlich langen Endzellen; Subpellis aus stark inkrustierten Zellen; Endzellen mehrheitlich diffus gelbbraun pigmentiert, wenige auch farblos; Sporen: schlank spindelig, oft mit Hilardepression, apikal schmal gerundet, sehr fein, aber deutlich längsrippig, kräftig olivgelb in KOH, Maße: 11,8 x 4,8 (10,3-13,6 x 4,4-5,2), Q=2,49, 20 Sp. vom Hut gemessen; Kontrollmessung vom Hymenium eines reifen Fk: 12,9 x 4,6 (11,4-14,4 x 4,3-4,7), Q=2,81 (2,48-3,06), 20 Sp. gemessen;

Nr. 4: Xerocomellus fennicus (Harmaja) Šutara

Zur Bestimmung: Mit Klofac & Greilhuber (2018), FE8 und FN geschlüsselt. Das passt alles: truncate, gestreifte Sporen, rote Farben, starkes Blauen und Wachstum an stickstoffreichem Standort bei Birke! Nach Taylor et al. 2012 soll X. fennicus ein Synonym der nordamerikanischen Art Xerocomellus intermedius (A.H. Sm. & Thiers) Svetasheva, Simonini & Vizzini sein. Entsprechende Sequenzen wurden lt. Klofac & Greilhuber jedoch nicht veröffnetlicht. X. fennicus fehlt in der DGfM-Kartierung, in der österreichischen Datenbank ist ein Fund dokumentiert.

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Funddaten: 25.09.2022; MTB 7635-4-1-2, 520 m; Koordinaten: 11° 37' 13,87'' E; 48° 20' 45,14'' N; D-By-Landkreis Freising, Gemeinde Neufahrn bei Freising, Massenhausen, Heuloh; von Fichte dominierter Mischwald (Fichte, Birke, Buche, Eiche, Ahorn) über Oberer Süßwassermolasse (Feinsediment, Tertiär); bei Birken, Fichte, junger Eiche, junger Buche und Ahorn; gesellig (3 Fk);
Hut: bis 3,5 cm breit, weinrot, felderig aufreißend, freigelegtes Fleisch cremegelblich; Stiel: bis 5 x 0,7 cm, basal verjüngt, an der Spitze gelb und glatt, darunter weinrot und faserig, zur Basis hin braun bis olivbraun beschuppt; Basalmyzel cremegelblich; Röhren: gelb, teils am Stiel herablaufend, im Schnitt streifig blauend Röhrenmündungen: leuchtend gelb, Poren ziemlich weit, überwiegend rundlich, bei Berührung sofort blauend; Fleisch: im Hut und in der Stielspitze cremefarben, im Stiel sonst dunkler gelb oder schmutzig weinrot, in der Basis mit oder ohne orangefarbenen Pünktchen oder mit weinroten Flecken; im Hut und in der Stielspitze sofort stark oder schwach blauend; Mikromerkmale vom Exsikkat: HDS: Palisadoderm, Endzellen keulig bis ellipsoid, selten auch fast kugelig, farblos oder mit diffusem (wohl parietalem) gelblichem Pigment; Zellen in der Subpellis mit ziemlich diskreten blassen plackenartigen Inkrustationen; Sporen: schlank fusoid bis subzylindrisch, mit deutlicher Hilardepression, apikal überwiegend deutlich abgestutzt, Maße: 13,2 x 4,6 (11,3-15,1 x 4,0-5,1), Q=2,84 (2,55-3,35), 20 Sp. vom Abwurf gemessen;