Gomphales 2021
Alle Ramaria-Aufsammlungen wurden mit den Schlüsseln aus der Monographie von Joseph Christan (2008) bestimmt. Franchi & Marchetti 2021 (I Funghi clavarioidi in Italia) wurden ebenfalls konsultiert. Die Messungen und Mikrofotos beruhen auf Exsikkatmaterial. Gewebeuntersuchungen erfolgten in Kongorot/NH3, die Sporenornamente wurden in Baumwollblau analysiert.
Die geografischen Koordinaten wurden anhand einer interaktiven Luftbildkarte näherungsweise ermittelt.
Nr. 1: Ramaria rufescens (Schaeff.: Fr.) Corner
Zur Bestimmung: Schon makroskopisch im Feld bestimmbar.
Funddaten: 21.08.2021; MTB 8236-4-3-2, 1015 m; Koordinaten: 11° 47' 3,81'' E; 47° 42' 52,6'' N; D-By-Landkreis Miesbach, Gemeinde Tegernsee, Alpbachtal, Am Kaltwasserbrunnen; Fichten-Tannen-Bergwald über der Seisenburg-Formation (Obere Bunte Mergel, Flyschzone); im Hochwald bei Fichte und Tanne, auf moosigem Boden ohne Vaccinium myrtillus, gesellig (4 Fk von jung bis reif);
Fk groß und massiv, Strunk weitgehend ohne Äste und typisch schuppig aufreißend, jung mit groben Rissen; Fleisch kompakt und weiß, ohne Marmorierungen, Geruch säuerlich; Äste blass gelb (gelber als R. mairei und blasser als R. flava) und schon jung mit rotbraun verfärbten Astspitzen;
Mikromerkmale vom Exsikkat:
Im Erdklumpen unterhalb des Fk dominiert weißer zarter Myzelfilz, Rhizomorphen gelblich, sehr grob mit Übergängen zum Myzelfilz
Rizomorphen/Myzel: Zellen mit polymorphen, oft eckig rhomboiden Kristallen ummantelt, sonst glatt, Septen ohne Schnallen; ampyllenförmige Septenübergänge sehr zahlreich vorhanden;
Basidien: 4-sporig, teils auch 2-sporig und oft mit sehr langen, abseptierten Sterigmata; ohne Schnallen;
Sporen: subzylindrisch bis schlank ellipsoid, warzig, im Umriss rau, Maße: 9,1 x 3,7 (8,4-10,0 x 3,4-3,9), Q=2,47 (2,15-2,74), 20 Sp. am Hymenium gemessen;
Nr. 2: Ramaria flavescens R.H. Petersen
Zur Bestimmung: Wohl unkritisch.
Funddaten: 02.09.2021; MTB 8435-3-2-3, 1150 m; 11° 32' 40,01'' E, 47° 31' 55,66'' N; D-By-Landkreis Bad Tölz–Wolfratshausen, Gemeinde Lenggries, Fall, Lerchkogel Niederleger, Stierschlag; am Wanderweg zum Lerchkogel-Niederleger, im Stierschlag-Wald; Bergmischwald (Fichte, Tanne, Buche) über Plattenkalk; bei Fichte und Tanne; gesellig (3 Fk);
Fk groß, Strunk beim jungen Fk ziemlich massiv und geteilt, Äste auffallend filigran, gelb und bald mit lachsrosa Ton, Astspitzen gelb; Fleisch weiß, nicht marmoriert und nicht gelatinös;
Mikromerkmale vom Exsikkat:
Hymenium und Trama mit Schnallen, Tramazellen nicht gelatinös;
Basalmyzel: Zellen schmal und glatt, Schnallen mäßig häufig, aber leicht zu finden;
Sporen: spindelig bis subzylindrisch, im Profil rau, mit grobem warzig-wulstigem Ornament (auch in Kongo sichtbar), Maße: 10,6 x 4,2 (9,1-12,1 x 3,7-4,5), Q=2,54 (2,07-2,88), 20 Sp. am Hymenium gemessen;
Nr. 3: Ramaria cf. aurea (Schaeff.: Fr.) Quél.
Zur Bestimmung: R. aurea oder dolomitica. Letztere sollte jedoch gelifizierte Strukturen in der Stielbasis aufweisen. Franchi und Marchetti (2021) haben ihre R. dolomitica offenbar nicht sequenziert und gehen auf die von Christan (2008) betonte Ähnlichkeit zu R. aurea überhaupt nicht ein. Ihre Eigenständigkeit ist deshalb fraglich. Der vorliegenden Aufsammlung fehlen die lebhaft orangen Astspitzen und die schwefelgelben Farben am Übergang vom Strunk zu den Primärästen. Dennoch denke ich, dass sie noch zu R. aurea gehört. Die Art scheint auch bei Nadelbäumen vorzukommen, zumindest meine Kollektion vom 08.09.2016 aus Eschenlohe stammt aus dem reinen Nadelwald und ist absolut typisch.
Funddaten: 04.09.2021; MTB 8236-4-4-3, 1315 m; 11° 48' 34,22'' E, 47° 42' 21,35'' N; D-By-Landkreis Miesbach, Gemeinde Schliersee, Baumgartenschneid; junger Fichtenwald über Raibler Kalk oder Dolomit; einzeln;
Fk 9 cm hoch und 7 cm breit; Strunk basal abgerundet, weit herauf astfrei, cremeweiß; Äste gelb, stellenweise mit minimalem lachsrosa Schein, Astspitzen gelb; Fleisch cremeweiß und kompakt, weder marmoriert noch gelatinös; Geruch säuerlich;
Mikromerkmale vom Exsikkat:
Strunkbasis: Zellen querstreifig inkrustiert, glatt, nicht gelifiziert, stellenweise mit großen Ansammlungen polymorpher Kristalle;
Basalmyzel: Zellen glatt, Septen ohne Schnallen, globuläre und ancantho-dendroide Zellen häufig, ebenso ampulliforme Septenübergänge;
Hymenium: ohne Schnallen;
Sporen: sehr variabel in der Form mit stark streuendem Q-Wert, schlank ellipsoid, subzylindrisch, spindelig, im Umriss mäßig rau, mit warzig-wulstigem Ornament, Maße: 11,1 x 4,5 (9,3-12,8 x 4,0-5,0), Q=2,45 (2,02-2,88), 20 Sp. am Hymenium gemessen;
Nr. 4: Ramaria longispora Marr & Stuntz
Zur Bestimmung: Wohl unkritisch.
Funddaten: 04.09.2021; MTB 8236-4-4-3, 935 m; 11° 47' 31,31'' E, 47° 42' 37,11'' N; D-By-Landkreis Miesbach, Gemeinde Tegernsee, Alpbachtal; Bergmischwald (Fichte, Tanne, Buche, Bergahorn) über Ammergau-Formation (kieseliger Tithonkalk); bei Tanne und Fichte; gesellig (ca. 8 Fk);
Fk bis 13 cm hoch und 8 cm breit; Strunk stark unterteilt und weit herauf glatt; Astfarben gelb bis orangegelb, frisch mit deutlichem lachsrosa Ton, Astspitzen gelb; Fleisch wässrig marmoriert; Geruch säuerlich;
Mikromerkmale vom Exsikkat:
Hymenium: ohne Schnallen;
Sporen: schlank spindelig, mit supraapikularer Depression, Ornament überwiegend isoliert warzig, gelegentlich auch mit kurzen Wulsten, ziemlich niedrig, Spore im Umriss fein rau bis fast glatt, Maße: 14,3 x 4,5 (11,9-16,2 x 4,0-4,8), Q=3,20 (2,73-3,63)
Nr. 5: Ramaria botrytis (Pers.: Fr.) Bourdot
Zur Bestimmung: R. parabotrytis hat kürzere Sporen mit niedrigerem Q-Wert. Franchi und Marchetti (2021) bezweifeln die Existenz von R. rubripermanens in Europa, meine beiden Aufsammlungen mit sehr hohem Q-Wert 2,8-2,9 passen aber perfekt zu der Art und lassen sich mit dem Schlüssel in Franchi und Marchetti auch gar nicht bestimmen (vgl. Aufsammlung 2016-02)
Funddaten: 25.09.2021; MTB 8533-1-2-3, 1080 m; D-By-Landkreis Garmisch-Partenkirchen, Gemeinde Krün, Klais, Kranzbach; Bergmischwald (Fichte, Tanne, Buche) über quartären Mur-, Verschwemmungs- oder Bachablagerungen; am Waldrand auf der Wiese bei Buche, Tanne und Fichte; gesellig (3 Fk);
Mikromerkmale vom Exsikkat:
Sporen: schlank spindelig, mit moderater Hilardespression, apikal meist verschmälert, mit flachem, längsstreifigem Ornament, im Umriss glatt, Maße: 12,8 x 4,8 (11,5-14,5 x 4,2-5,8), Q=2,67 (2,26-3,26), 20 Sp. am Hymenium gemessen;
Nr. 6: Ramaria stricta (Pers.: Fr.) Quél.
Zur Bestimmung: Auffallend ist das überwiegend terrestrische Wachstum der Kollektion. Sonst aber sehr typisch.
Funddaten: 16.10.2021; MTB 8036-4-4-3, 690 m; Koordinaten: 11° 48' 28,53'' E, 47° 54' 15,36'' N (geschätzt); D-By-Landkreis Miesbach, Gemeinde Weyarn, Kleinhöhenkirchen, Pfaffensteig; Mischwald (Buche, Tanne, Fichte) über würmzeitlicher Moräne; bei Fichte und Buche, teil terrestrisch, teils auf blankem Schotter, teils auf die Borke einer lebenden Fichte übergehend; gesellig (ca. 12 Fk);
Fk bis 7,5 cm hoch und 4,5 cm breit; Strunk mäßig kräftig und zäh, kartonbraun, Rhizomorphen dick und weiß; Äste sandgelb mit lebhaft gelben Spitzen;
KOH am Fleisch ohne auffällige Reaktion, an den Ästen kräftig rostbraun;
Mikromerkmale vom Exsikkat:
Rhizomorphen: Hyphensystem dimitisch, am Rand von dickwandigen schmalen Sekeletthy-phen dominiert, in der Tiefer auch mit generativen Hyphen, ampulliforme Septenübergänge und globulose Trompoplere vorhanden, Schnallen vorhanden; mit überwiegend rosettenförmi-gen Kritallauflagerungen;
Asttrama: monomitisch, Zellen ca. 2-10 µm breit, Wände ca. 0,5-1,8 µm dick (teils skelettisier-te Hyphen), mit Schnallen;
Basidien: 4-sporig, mit Schnallen ca. 42-70 x 8-8,5;
Sporen: amygdaloid, fein warzig, im Umriss fein rau; Maße: 8,2 x 4,0 (7,5-8,9[9,5]) x 3,7-4,3), Q=2,05 (1,88-2,28), 20 Sp. im Astpräparat gemessen;