Russulaceae 2015

Nr. 1: Lactarius pyrogalus (Bull.: Fr.) Fr.

Zur Bestimmung: Makroskopisch bestimmt. Wegen fehlendem Sporenabwurf kein Exsikkat angefertigt.

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Funddaten: 29.09.2015; MTB 8235-4-1-2, 720 m; D-By-Reichersbeuern, Greiling, Vorberg; ganz unten am Waldrand; Bergmischwald (Tanne, Fichte, Buche) auf würmeiszeitlicher Fernmoräne oder spätglazialen Schuttablagerungen; am Waldrand in dichtem Haselgestrüpp; bei Haselnuss und anderen Laubhölzern wie Ahorn; gesellig (>10 Fk);
Hut: bis 5,5 cm breit, schwach klebrig, wenig oder nicht gezont, olivgrau; Stiel: bis 5,5 x 1 cm, unregelmäßig, oft gefurcht und verbogen, graubeige; Lamellen: habituell herablaufend, aber fast gerade angewachsen, entfernt (ca. 44 erreichen den Stiel), graubeige bis braunbeige; Fleisch: siehe Schnittbild; Milch: weiß, eingetrocknet kaum anders; Geruch: angenehm obstig; Geschmack: Milch sofort höllisch scharf; Sporenpulver: kein Abwurf;

Nr. 2: Lactarius albocarneus Britzelm.

Zur Bestimmung: Schwieriger als gedacht. Hier kommen neben L. albocarneus auch L. utilis und L. trivialis in Betracht. Folgt man Gröger und FNE2, so wächst L. albocarneus auf nährstoffreichen, kalkhaltigen Böden und hätte demnach in einem Moor mitten im Sphagnum nichts zu suchen. In GpBW wird dieselbe Art dagegen durchaus auch in Torfmoospolster verpflanzt. L. trivialis und L. utilis würden vom Standort aber wohl besser passen. Die beiden Arten werden bei Gröger und in FNE2 getrennt, in FN aber überraschenderweise zu Synonymen erklärt. FN schlüsselt albocarneus und trivialis einfach anhand der Hutfarben aus, wonach L. albocarneus von Anfang an immer sehr blass gefärbt ist, verweisen dann aber auf das Foto bei Basso (FE7), wo ein fast dunkelbrauner Pilz abgebildet ist. L. trivialis hat nach meiner Erfahrung jung immer violette Töne und vor allem Flecken, die erst im Alter vergehen. Bei der vorliegenden Kollektion ist das überhaupt nicht der Fall. Die Milch von L. trivialis trocknet außerdem immer graugrün und nicht gelblich ein. L. utilis und trivialis werden zudem immer als mäßig scharf beschrieben, ganz im Gegensatz zu dem vorliegenden höllisch scharfen Milchling. Mikroskopisch spricht eigentlich alles für L. albocarneus: Die teils zebrierten, teils sogar schwach netzigen Sporen passen nicht zu L. utils/trivialis, deren Sporen nach FNE2 niemals ganze Maschen aufweisen. Letztere haben nach FNE2 auch ein stark verflochtenes Ixotrichoderm und nicht so parallel aufsteigende Hyphen wie beim vorliegenden Fund, die den HDS-Darstellungen von L. albocarneus in PDS6, FNE2 und bei Basso viel eher entsprechen.

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Funddaten: 29.09.2015; MTB 8235-4-2-3, 1170 m; D-By-Reichersbeuern, Greiling, Vorberg, Kehrberg; Bergmischwald (Tanne, Fichte, Buche) in der Flyschzone (überwiegend Piesenkopfschichten und Zementmergel); bei Fichte und Tanne in einem kleinen Moor zwischen Sphagnum; gesellig (ca. 8 Fk);
Bemerkung: alle jungen Fk sind anfangs vollständig mit einem weißen, filzigen Velum überzogen, das im Alter verschwindet; Hut: bis 5,5 cm breit, schleimig und klebrig, beigegrau, ungezont; Stiel: bis 5 cm lang und 1,6 cm breit, basal stets verjüngt, etwas glitschig, aber weder schleimig noch klebrig, cremefarben; Lamellen: habituell herablaufend, gedrängt, cremefarben; Fleisch: cremeweiß; Geruch: schwach obstig; Milch: weiß, eingetrocknet hellgelb; Geschmack: Milch auf der Zungenspitze zuerst stark adstringierend und nach wenigen Sekunden brennend scharf (echt höllisch!); mit KOH unveränderlich; Sporenpulver: IIc; Mikromerkmale vom Exsikkat: HDS: ca. 175-250 µm dickes Ixotrichoderm, Zellen senkrecht aufsteigend, parallel, nur wenig verflochgen, locker in dicker Gelschicht, teils auch mit Gelmantel, aber intakt, septiert, schlank, ca. 2-3,5 µm breit, mit abgerundeten, selten etwas keulig erweiterten, bis an die Oberkante reichenden Enden; darunter eine Schicht aus dicht gepackten, zylindrischen, liegenden Zellen; Pigment unauffällig, sehr blass, nirgends deutlich inkrustierend; Sporen: ellipsoid, zebriert-gratig, aus teils ziemlich langen Graten und wenigen isolierten Warzen, Grate teils nur wenig (Sporen dann zebriert wirkend), teils stark verbunden und dann gratig-teilnetzig, ganze Maschen nicht häufig, aber ohne Schwierigkeiten zu finden; Ornament kaum über 1 µm hoch; Maße: 9,0 x 7,0 (8,2-9,5 x 6,5-7,5), Q=1,29;

Nr. 3: Lactarius tabidus Fr.

Zur Bestimmung: Durch die Kombination von runzeligen Hüten, Hyphoepithelium und warzig-kurzgratigen Sporen eindeutig festgelegt.

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Funddaten: 21.10.2015; MTB 8136-4-3-1, 730 m; D – By – Warngau, Taubenberg, Schwarzer Berg; mooriger Bergmischwald (Fichte, Tanne) über risseiszeitlichen Hochterassenschottern; bei Fichten und jungen Tannen im Sphagnum; gesellig (6 Fk); verges. mit H. incarnatulum;
Hut: bis 2,5 cm breit, flach gewölbt mit umgebogenem Rand, in der Mitte bisw. schwach vertieft, stets mit winziger spitzer Papille, trocken, glatt, matt, stark runzelig, ungestreift, nicht hygrophan, kupferbraun bis orangebraun; Stiel: bis 4,5 x 0,6 cm, basal oft etwas aufgetrieben, hohl, blasser gefärbt als der Hut, mehr fleischbräunlich; Lamellen: gerade angewachsen bis schwach herablaufend, gedrängt, beige; Fleisch: siehe Schnittbild; Geruch: schwach; Geschmack: mild; Milch: weiß, spärlich, auf Taschentuch schwefelgelb verfärbend, auch am Fleisch gilbend, mild, schwach adstringierend; Sporenpulver: weiß; Mikromerkmale vom Exsikkat: HDS: Hyphoepithelium mit einer mehrreihigen Schicht aus großen, +/- isodiametrischen Zellen, aus denen einzelne, meist recht kurze, schlank-zylindrische Enzellen entspringen; Sporen: breit ellipsoid bis subglobos; Ornament aus meist recht dicken, oft verlängerten isolierten Warzen, kurzen Graten und wenigen feinstrichigen Verbindungen, ohne geschlossene Maschen, Gesamtaspekt grobwarzig-kurzgratig, bis ca. 1 µm hoch; Maße: 6,8 x 6,0 (6-8 x 5-6,5), Q=1,14;

Nr. 4: Russula turci var. gilva Einhell.

Zur Bestimmung: Gute Übereinstimmung besteht mit R. turci in der von Einhellinger beschriebenen var. gilva, wie sie Helga Marxmüller in den Russularum Icones auf Seite 415 gemalt hat. R. postiana/olivascens ist in der Regel viel schmächtiger, hat orangestichige Lamellen, dunkleres Sporenpulver und weist apikal meist deutlich erweiterte Haare in der HDS auf. Eine Alternative wäre vielleicht die von Einhelliger berichtete R. luteoviridans ss. Blum. Die Beschreibung von Einhellinger weist viele Übereinstimmungen auf, allerdings gibt er die HDS-Haare etwas schmächtiger (2,5-3) an. Die Existenz dieser Art ist aber zumindest fraglich. Im Schlüssel von Sarnari stößt man bei den Chamaeleolentinae auf eine „unbestätigte“ R. flavocitrina mit olivgelben Farben.

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Funddaten: 22.09.2015; MTB 8236-3-1-1, 900 m; D – By – Marienstein, Tegernseer Berge; Bergmischwald (Tanne, Buche, Fichte, Bergahorn, Esche) überwiegend auf quartärem Schutt, auf jeden Fall kalkreich, aber stellenweise auch bodensauer (Heidelbeere); bei großen Fichten, Tannen und Buchen; gesellig (4 Fk);
Hut: 7-12 cm breit, am Rand ziemlich grob kanneliert (jung nur ganz am Rand), Huthaut matt, mit olivgrünen bis olivgelben Farben, beim großen Fk stellenweise auch mit verwaschenen Rottönen; bei den jungen Fk ist auf den Fotos zumindest stellenweise eine weißliche Bereifung zu erkennen; Stiel: bis 7 x 2,6 cm, basal abgerundet und bisw. etwas verjüngt, weiß, ziemlich glatt; Lamellen: aufsteigend angewachsen, jung noch recht gedrängt, reif ziemlich entfernt, breit, satt cremgelb; Fleisch: weiß, im Stiel gekammert hohl; Geruch: recht schwach, kaum fruchtig oder obstig; Geschmack: Lamellen komplett mild; Chemie: FeSO4 (Kristall gerieben) sehr schwach, maximal blass beige; Guajak praktisch negativ, anfangs mittelbraun, erst nach etlichen Minuten olivbraun bis dunkel olivgrün; Phenol zunächst negativ, dann langsam purpurbraun, am Exsikkat nach einigen Minuten dunkelbraun; Sporenpulver: frisch IVb, trocken IVb; Mikromerkmale vom Exsikkat: HDS: Haare zylindrisch, bisw. etwas irregulär knorrig-wellig, kurz septiert, Endzellen apikal abgerundet, bisw. verschmälert, nur ganz selten etwas keulig erweitert, ca. 4-5 µm breit; ohne Pileozystiden; Primordialhyphen deutlich differenziert, gleichmäßig zylindrisch, deutlich inkrustiert, nach KF-Passage mit Tröpfchen besetzt, stark und kurz septiert (bis über 5 Septen), Endzellen ca. 13-38 x 6-7; in SV keine anfärbbaren HDS-Elemente erkennbar; Stielrinde: Zellen in SV sporadisch mit graukörnigem Inhalt; Sporen: breit ellipsoid; Ornament aus isolierten Warzen, sehr kurzen Graten und vielen dünnen, feinstrichigen Stegen, die aber nur ausnahmsweise einzelne Maschen bilden, im Gesamteindruck nie netzig, meist um 1 µm hoch, in der Regel nicht über 1,2; Plage als grauer Fleck ausgeprägt; Maße: 8,6 x 7,1 (7,5-9,7 x 6,4-7,7), Q=1,21 (1,14-1,26), 20 Sp. gemessen;

Nr. 5: Russula cf. turci var. gilva Einhell.

Zur Bestimmung: Erinnert mikroskopisch an die Amethystinae, ist aber unpraktischerweise völlig gelb. Arten mit gelben Farben wie R. ochracea oder R. vitellina haben dunkleres Sporenpulver. Einhellinger hat eine gelbe Varietät der Russula turci beschrieben, wie sie Helga Marxmüller in den Russularum Icones auf Seite 415 gemalt hat.

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Funddaten: 25.09.2015; MTB 8136-4-1-1, 780 m; D – By – Holzkirchen, Darching, Fentberg, Neustadl, Obermoos Süd; saurer Bergmischwald (Tanne, Fichte, Buche) mit viel Heidelbeere auf Oberer Süßwassermolasse (Tertiär); im Hochwald an der steilen Böschung mit viel Heidelbeere, bei Fichte und Tanne (gegenüber vom Weg auch Buche); gesellig (4 Fk);
Hut: bis 4 cm breit (ein schon ziemlich ramponierter Fk auch etwas größer), matt, am Rand schwach kanneliert, hellgelb, am Rand bereift; Stiel: bis 5 x 1,5 cm, gebrechlich, weiß; Lamellen: aufsteigend angewachsen, gedrängt, cremegelb; Fleisch: weiß, nicht verfärbend; Geschmack: Lamellen vollständig mild; Geruch: schwach obstig; Chemie: FeSO4 (Kristall, gerieben) beige; Guajak schwach, erst nach etlichen Minuten blaugrün; Phenol banal, nach längerer Zeit purpurbraun; Sporenpulver: frisch IVa bis IVb; trocken IIIc bis IVa; Mikromerkmale vom Exsikkat: HDS: Haare kurz septiert, verzweigt, Endzellen zylindrisch, meist irregulär knorrig-wellig, apikal meist gleichdick, stumpf gerundet, bisw. keulig erweitert, aber auch verschmälert, nicht selten zweiendig, gelegentlich mit Divertikeln, ca. 2,5-5,5 µm breit; Primordialhyphen gut differenziert, meist büschelig angeordnet, sehr lang, stark septiert (bis 5 Septen oder mehr), gleichmäßig zylindrisch, Endzellen meist gleichdick, zylindrisch, Inkrustationen in Kongo meist nur an den Endzellen zu sehen, nach KF-Passage mit dicken tiefvioletten Tropfen besetzt, ca. 3-5 µm breit, Endzellen manchmal schwach spindelig erweitert, ca. 29-44 x 3,5-6; keine schwärzenden Zellen in SV; Sporen: breit ellipsoid bis subglobos, Ornament aus isolierten Warzen, kurzen Graten und feinstrichigen Verbindungen, in der Regel ohne geschlossenen Maschen, im Gesamteindruck warzig-gratig, ca. 0,5-1 µm hoch; Plage als dunkelgrauer bis mittelgrauer Fleck ausgeprägt; Maße: 8,1 x 6,7 (7,2-9 x 6,2-7,9), Q=1,20 (1,14-1,25), 20 Sp. gemessen;

Nr. 6: Russula amethystina Quél.

Zur Bestimmung: Mit Gröger geschlüsselt. Ganz interessant ist der Vergleich mit der gelben R. turci, die ich am selben Tag, aber nicht über Würmmoräne, sondern auf saurem Boden über Tertiär-Molasse gefunden habe. Die Sporen sind eher isoliert warzig und die Farben typisch für R. amethystina.

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Funddaten: 25.09.2015; MTB 8136-2-3-4, 670 m; D – By – Holzkirchen , Darching, Fentberg, Niedermoos, Himmelbichel; Bergmischwald (Tanne, Fichte, Buche) auf Schutt oder Würmmoräne (Quartär); am Wegrand bei Tanne; gesellig (2 Fk);
Hut: bis 4 cm breit, matt, stellenweise deutlich bereift, am Rand glatt, überwiegend violettbraun, im Zentrum auch mit olivbraunen bis grünlichen Tönen; Stiel: bis 4 x 1,4 cm, weiß, basal abgerundet, ziemlich glatt, unveränderlich; Lamellen: gerade angewachsen, gedrängt, cremegelb, brüchig; Fleisch: weiß, im Stielkern etwas wattig, im Schnitt unveränderlich; Geruch: schwach obstig; Geschmack: Lamellen vollständig mild; Chemie: FeSO4 (Kristall, gerieben) beige; Guajak nach ca. 1-2 Minuten bräunlichgrün (also schwach); Phenol banal, nach etlichen Minuten purpurbraun; Sporenpulver: IVa; Mikromerkmale vom Exsikkat: HDS: Haare kurz septiert, zylindrisch, Endzellen stumpf gerundet, apikal oft keulig erweitert, bisw. knorrig-wellig, ca. 3,3-6 µm breit; Primordialhyphen sehr gut differenziert, inkrustiert (auch in Kongo sichtbar), stark septiert, ca. 5-8 breit, Endzellen ca. 20-34 x 6-8; Sporen: breit ellipsoid, Ornament aus isolierten Warzen, kurzen Graten und sehr wenigen feinstrichigen Verbindungen, ohne Maschen, meist 0,5-8 µm hoch, selten bis 1 µm; Maße: 8,6 x 6,9 (8,1-9,5 x 6,1-7,9), Q=1,25;