Lyophyllaceae 2019

Nr. 1: Lyophyllum cf. macrosporum Singer

Zur Bestimmung: Mit Gröger (2006) geschlüsselt. Hat exakt dieselben Sporen wie L. deliberatum (vgl. Koll. Nr. 2), unterscheidet sich aber durch folgende Merkmale: größere Fk, Hut zentral schwach vertieft und eingewachsen faserig, herablaufende, etwas entfernter stehende Lamellen und fehlender Mehlgeruch. Abbildungen dieser offenbar sehr seltenen Art finden sich im Tintling 44 (S. 16, von Markus Wilhelm, Fichtenwald in der Schweiz) sowie im Internet: Auf der russischen Seite https://mycology.su/lyophyllum-macrosporum.html beschreibt I. Krom einen durchaus ähnlichen Fund aus Sibirien (Kiefer, Fichte, Birke) und verweist auf weitere Funde in Skandinavien und im Baltikum sowie im Fernen Osten (Wladiwostok). Auf der Internetseite http://www.funghiitaliani.it/topic/76916-lyophyllum-macrosporum/ beschreibt Massimo Biraghi einen Fund vom November 2011 aus der Lombardei, der unserer Aufsammlung sehr ähnlich sieht.
Sequenzanalyse: Von der ITS her sieht es ganz danach aus, dass diese sehr hell gefärbte große Laubwaldkollektion mit den schmächtigern, als L. deliberatum bestimmten Funden aus dem Nadelwald zusammengehört. Angesichts der oben beschriebenen Unterschiede und der völlig anderen Ökologie sollte man aber auch in Erwägung ziehen, dass die ITS diese beiden Arten womöglich nicht auflöst und weitere Genabschnitte untersucht werden sollten.

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Funddaten: 01.11.2019; MTB 6024-1-2-3, 310 m; Koordinaten: 9° 42' 48,26'' E; 49° 59' 4,87'' N; D-By-Landkreis Main-Spessart, Gemeinde Karlstadt, Karlburg, NSG Mäusberg; Mischwald (Eiche, Buche, Kiefer, Wacholder) auf extrem magerem Boden über Muschelkalk; bei Eiche und Buche, gesellig (4 Fk);
Hut: bis 7,5 cm, zentral schwach vertieft, eingewachsen faserig, beigegrau; Stiel: bis 6,5 x 2 cm, bisw. abgeplattet, weiß, rußgrau verfärbend; Lamellen: herablaufend, mäßig gedrängt, cremeweiß, bei Berührung zart bläulichgrau verfärbend; Fleisch: weiß, schwärzend; Geruch: schwach aromatisch; Mikromerkmale vom Exsikkat: HDS: Cutis, Zellen glatt, in der obersten Lage stellenweise schwach gelifiziert, sonst intakt, locker und parallel liegend, 1-3,5 µm breit, farblos, Pigment unauffällig, nicht inkrustierend; Schnallen zahlreich; Lamellenschneide: fertil, ohne Zystiden; Lamellentrama: aus relativ kurz septierten, teilweise etwas aufgeblasenen und dan bis zu 15 µm breiten Zellen; Basidien: 4-sporig, mit Schnallen, ca. 35-41 x 9-10; Sporen: abgerundet rautenförmig, sublimoniform, an der Basis zugespitzt und mit suprahilarer Depression (Basis dadurch schnabelförmig), apikal meist schmal gerundet, selten auch ziemlich breit gerundet, nicht kongophil, Maße: 9,4 x 6,1 (8,4-10,4 x 5,4-6,8), Q=1,53 (1,44-1,62), 20 Sp. gemessen;

Nr. 2: Lyophyllum deliberatum (Britzelm.) Kreisel ss. Kreisel

Zur Bestimmung: Mit Gröger (2006) geschlüsselt. Unkritisch.

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Funddaten: 12.09.2019; MTB 8234-4-4-2, 1060 m; 11° 28' 52,09'' E, 47° 42' 52,54'' N; D-By-Landkreis Bad Tölz–Wolfratshausen, Gemeinde Bichl, Zwieselberg Süd; Bergmischwald (Fichte, Tanne, Buche, Bergahorn) in der Flyschzone (Quarzit, Kieselkalkstein, Tonstein); an lichter Stelle bei Tanne und Fichte zwischen Polytrichum-Moos und bei Heidelbeeren; gesellig (3 Fk);
Hut: bis 5 cm breit, gewölbt, im Zentrum angedeutet genabelt, trocken, glatt, sehr fein radialfaserig (auch minimal radialrunzelig), frisch bis zur Hälfte durchscheinend gestreift und glänzend, blass graubraun, zum Rand hin etwas heller, hygrophan, vom Scheitel her cremegrau ausblassend; Stiel: bis 5 x 0,6 cm, basal ausgeprägt keulig, cremefarben, zur Basis hin schmutzig cremefarben, apikal bisw. grob pustelig beschürfelt; Lamellen: schwach ausgerandet bis gerade und sehr breit angewachsen, normal gedrängt, breit (ca. 0,8), cremefarben mit Grauanteil, Schneiden gleichfarbig und glatt, nach Darüberstreichen grauend (ohne Blauen); Fleisch: siehe Schnittbild; Geruch: im Schnitt nach Mehl; Mikromerkmale vom Exsikkat: Sporen: abgerundet rautenförmig, im Profil an der Basis zugespitzt und mit suprahilarer Depression, apikal schmal gerundet, Maße: 8,7 x 5,7 (8,0-9,4 x 5,3-6,3), Q=1,52 (1,44-1,65), 20 Sp. gemessen, Ausreißer bis 10,1 x 7,0;

Nr. 3: Lyophyllum rhopalopodium Clémençon

Zur Bestimmung: Mit Gröger (2006) geschlüsselt. Die extrem massiven Fk mit stark keuligen Stielen lassen keine andere Bestimmung zu. Stimmt abgesehen von der enormen Größe und den etwas dunkleren Hutfarben gut mit der Kollektion 2017-06 aus der Toskana überein. Noch größer ist die Übereinstimmung allerdings vor allem makroskopisch mit der als cf. transforme abgelegten Kollektion 2017-05 aus Icking. Auch bei der vorliegenden Kollektion sind in der HDS aufsteigende Hyphenbüschel vorhanden. Die Dellen an der Sporenober- und -rückenseite sind eher diskret ausgeprägt. Es würde mich nicht wundern, wenn Stieldicke und Sporenform variabel wären und alle 3 Kollektionen zusammengehörten. Auf der Seite https://www.funghiitaliani.it/topic/24463-lyophyllum-rhopalopodium/ sind mehrere schöne Kollektionen aus Italien dokumentiert. Nach Bellanger et al. (in Genetica 143(2), 2015) existieren sowohl L. rhopalopodium als auch L. transforme.
Sequenzanalyse: Sequenz recht mäßig, aber am nähesten bei L. rhopalopodium ss. Bellanger et al. (20159), aber auch L. transforme ist in der ITS sehr ähnlich.

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Funddaten: 01.11.2019; MTB 6024-1-2-3, 310 m; Koordinaten: 9° 42' 48,26'' E; 49° 59' 4,87'' N; D-By-Landkreis Main-Spessart, Gemeinde Karlstadt, Karlburg, NSG Mäusberg; Mischwald (Eiche, Buche, Kiefer, Wacholder) auf extrem magerem Boden über Muschelkalk; bei Buche, Haselnuss und (weiter entfernt) Eiche;
Hut: bis 20 cm (!) breit, eingewachsen faserig, um den Scheitel herum feinst faserschuppig; Stiel: bis 9 x 4,5, keulig, Keule bis 7 cm breit, schmutzig weiß, grauend; Lamellen: gerade angewachsen, gedrängt, grauend; Fleisch: weiß, rasch grauend; Geruch: null; Mikromerkmale vom Exsikkat: HDS: Ixocutis, Zellen in der obersten Lage schwach bis deutlich gelifziert und teils in eine in Kongo anfärbbare Gelmatrix eingebettet, intakte Zellen +/- parallel und wenig verflochten, ca. 3-4,5 µm breit, stellenweise steigen Hyphenbüschel auf, deren Zellwände nicht klar abgegrenzt sind; Pigment kräftig braun inkrustierend; Schnallen zahlreich; Lamellenschneide: fertil, mit zylindrischen, möglicherweise als Basidiolen deutbaren Zellen; Basidien: 4-sporig, mit Schnallen, ca. 35-45 x 9-10; Sporen: triangulär, mit abgerundeten Ecken, Ober- und Rückenseite der Sporen meist gerade oder schwach bis deutlich eingedellt (konkav), nur selten konvex, Bauchseite fast immer konvex, Apikulus klein, nicht kongophil, Maße: 8,2 x 6,4 (6,8-9,8 x 5,7-7,4), Q=1,28 (1,13-1,51), 30 Sp. gemessen (vom Abwurf);

Nr. 4: Calocybe fallax (Peck ex Sacc.) Sing. ex Redhead & Sing.

Zur Bestimmung: Mit Gröger (2006) und FN geschlüsselt. Sieht C. chrysentheron wirklich täuschend ähnlich! Als Unterschied abgesehen von der HDS-Struktur fällt mir noch auf, dass Hut- und Stielfleisch bei C. chrysentheron im Kern weiß sind, bei C. fallax dagegen wässrig gelb; außerdem fehlt bei C. fallax die Bereifung am Hutrand, die bei C. chrysentheron fast immer zu sehen ist.

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Funddaten: 15.08.2019; MTB 8533-1-1-4, 1140 m; Koordinaten: 11° 12' 21,35'' E; 47° 28' 42,46'' N; D-By-Landkreis Garmisch-Partenkirchen, Gemeinde Krün, Klais; Fichtenwald über Partnachkalk; in Waldrandnähe an eher lichter Stelle bei mittelgroßen Fichten in der Nadelstreu; gesellig (ca. 6 Fk);
Hut: bis 3,5 cm breit, gewölbt, ungebuckelt, frisch glatt, oft etwas marmoriert wirkend (durch wässrige Zonen), nicht auffallend bereift oder glimmerig, lebhaft orangebraun, schwach hygrophan, nach dem Abtrocknen goldgelb und feinst samtig wirkend; Stiel: bis 3 x 0,6 cm, zylindrisch, basal verjüngt, hellgelb, apikal fein bereift, sonst längsfaserig; Lamellen: aufsteigend und breit angewachsen, sehr gedrängt, gelb; Fleisch: siehe Schnittbild; Geruch: im Schnitt für einige Sekunden nach Mehl, dann neutral; Geschmack: bitter; Mikromerkmale vom Exsikkat: HDS: hymeniform, aus keulig-blasigen bis birnenförmigen, ca. 6-11 µm breiten Zellen, Pigment unauffällig, Schnallen vorhanden; Tramazellen darunter stark verwoben; Sporen: regulär ellipsoid, nicht kongophil, Maße: 4,0 x 2,3 (3,5-4,5 x 2,0-2,4), Q=1,76 (1,59-1,96), 20 Sp. gemessen;

Nr. 5: Myochromella boudieri (Kühner & Romagn.) V. Hofstetter, Clémençon, Moncalvo & Redhead

Zur Bestimmung: Mit Gröger (2006) geschlüsselt. Die Fk sind recht klein geraten, Habitus, Geruch und Sporen aber typisch. Schon wieder mal eine neue Gattung … Das Sporenpulverpräparat ist mit Sporen von Clitocella popinalis kontaminiert, die beim räumlich offenbar zu wenig getrennten Aussporen auf den Objektträger geraten sind. Spricht für gute Flugeigenschaften der Clitocella-Sporen;-)

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Funddaten: 03.10.2019; MTB 7935-3-1-2, 550 m; 11° 31' 17,41'' E, 48° 2' 49,49'' N; D-By-Landkreis München, Gemeinde Grünwald, östliche Isarleite; Buchenwald über mindeleiszeitlichen Deckenschottern und Hangrutschen (Nagelflu, meist Kalkstein); bei großen Buchen und unter Buchenverjüngung in der Laubstreu; gesellig (ca. 10 Fk);
Hut: bis ca. 2 cm breit, selten größer, meist flach kegelig, bisw. ausgebreitet und mit kleinem Buckel, trocken, glatt, am Scheitel schokobraun bis dunkel graubraun, zum Rand hin heller graubraun, bis zum Scheitel durchscheinend gestreift, am Scheitel glänzend; Stiel: bis 3,5 x 0,2 cm, basal gleichdick, beigegrau bis dunkler graubraun, im oberen Drittel weiß beschürfelt bis beflockt, zur Basis hin +/- dicht weiß überfasert; Lamellen: aufsteigend und meist sehr schmal angewachsen, gedrängt, beigegrau, zu den Schneiden hin weißlich; Fleisch: siehe Schnittbild; Geruch: im Feld stark mehlig-ranzig, nach Lagerung über Nacht im Kühlschrank nur noch im Schnitt schwach mehlig-ranzig; Mikromerkmale vom Exsikkat: Sporen: spindelig bis schlank ellipsoid, Maße: 7,2 x 3,8 (6,1-7,8 x 3,2-4,2), Q=1,93 (1,62-2,21), 20 Sp. gemessen;

Nr. 6: Lyophyllum spec.

Zur Bestimmung: Unklar. Mit den Schlüsseln in FN und Gröger (2006) nicht sinnvoll bestimmbar. Ein bisschen ähnlich ist L. bresadolanum Ludwig, der allerdings etwas größere, kongophile Sporen angibt. Hofstätter et al. (2014) haben T. inolens und boudieri in die Gattung Myochromella überführt, mir ist aber nicht klar, wo die übrigen „Graublätter“ (Tephrocybe/Tephrophana) nun einsortiert werden. Als Graublatt würde ich die vorliegende Kollektion auf jeden Fall einschätzen, auch wenn die nicht siderophilen Basidien natürlich zu denken geben.

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Funddaten: 09.10.2019; Koordinaten/Höhe: (grob geschätzt:) 43°20'22.35"N, 12° 0'58.81"E, 520 m; Italien, Toskana, Castiglion Fiorentino, Cantalena; an der Forststraße am Nordhang des Nestortals zwischen den Ortschaften Toppo Moro und Panchigiano; mitten auf der feuchten, grasig-moosigen Fahrspur, bei Eiche und Mannaesche; gesellig (über 10 Fk);
Hut: bis 2,2 cm breit, trocken, glatt, knapp zur Hälfte durchscheinend gestreift, graubraun; Stiel: bis 3 x 0,2 cm, basal verjüngt, apikal oder im oberen Drittel schütter bereift bis beschürfelt, sonst glatt; Lamellen: ausgebuchtet und mäßig breit angewachsen, normal gedrängt, grau; Fleisch: siehe Schnittbild; Geruch: schwach ranzig-mehlig; Mikromerkmale vom Exsikkat: Lamellenschneide: fertil, ohne Zystiden; Basidien: 4-sporig, mit Schnallen, nicht siderophil (?, Test 2xnegativ); 26-33 x 5,5-6,5; Sporen: regulär ellipsoid, nicht kongophil, 6,2 x 4,0 (5,4-7,0 x 3,6-4,8), Q=1,53 (1,39-1,75), 20 Sp. gemessen;

Nr. 7: Calocybe carnea (Bull.) Donk

Zur Bestimmung: Mit Gröger (2006) geschlüsselt. In Funga Nordica trennt Kalamees C. persicolor mit dunkleren und trüberen Farben sowie weißstriegeliger Stielbasis ab. Die Trennung der beiden Arten ist schon lange umstritten.

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Funddaten: 15.08.2019; Schweden, Lyåsa, Wiese mit magerer bis mittlerer Nährstoffausstattung über Granit (sauer); büschelig im Moos; leg. und Markofotos Martin Zierhut;
Hut ca. 2,5 cm breit, Hut und Stiel mit leichtem Rosastich; im Übrigen siehe Fotos Mikromerkmale vom Exsikkat: Basidien: 4-sporig, mit Schnallen, ca. 19-24 x 5-6; Lamellenschneide: fertil, ohne Zystiden; Sporen: schlank ellipsoid bis spindelig, apikal stets verjüngt (bisw. fast konisch), gelegentlich mit schwach ausgeprägter suprahilarer Depression; Maße: 5,4 x 2,5 (4,8-6,2 x 2,3-2,8), Q=2,14 (20 Sp. gemessen;